Werkleitz Festival 2010
in Kooperation mit Kunstrepublik
Das 20. Jahrhundert gilt als das „Jahrhundert der Angst“. Die scheinbar ununterbrochene Abfolge von radikalen Umbrüchen und Katastrophen in der ersten Hälfte des Jahrhunderts machten der Menschheit ihr autodestruktives Potenzial deutlich. So blieb in der zweiten Hälfte das Gefühl einer beständigen Bedrohung zurück: Kriegsangst, Angst vor ökonomischen Krisen, Angst vor gesellschaftlichen Veränderungen. Weitere Ängste kamen hinzu: Angst vor Umweltzerstörung, Angst vor neuen Technologien und schließlich Angst vor Terrorismus. Auch das 21. Jahrhundert begann mit einer Abfolge von kollektiven Angstszenarien: Vom Millennium Bug (dem angeblichen Zusammenbruch der Computersysteme) über den 11. September, die Klimakatastrophe, diverse Pandemien und den demographischen Wandel bis hin zur aktuellen Finanzkrise. Angst scheint ein fester Bestandteil des öffentlichen Lebens zu sein. Braucht es die Angst? Ist sie nicht sogar der Kitt unserer Gesellschaft?
Angst ist ein lebenswichtiges Grundgefühl. Jeder Mensch kann Angst empfinden. Wovor wir Angst haben, müssen wir jedoch erst erlernen, auch gesellschaftliche Angst ist konditioniert. Wie gehen die Menschen heute damit um? Was sind ihre Reaktionen? Mit diesen Fragen wird sich das internationale Festival Angst hat große Augen auseinandersetzen.
Schwerpunkte des Festivals sind das Filmprogramm Angst in der Schwarzen Schachtel und Kunst im öffentlichen Raum Angst in Form.
Kooperationspartner ist in diesem Jahr KUNSTrePUBLIK, sie kuratiert im Rahmen von Angst in Form neun exklusiv für das Festival entwickelte künstlerische Arbeiten, die von Juni bis Oktober in Halle (Saale), in Sachsen-Anhalt, in angrenzenden Bundesländern und in Tschechien realisiert werden. Bereits im April präsentierte Werkleitz in Zusammenarbeit mit dem DFG-Netzwerk "Spielformen der Angst" und dem Institut für Soziologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Halle (Saale) das öffentliche zweitägige Panel Angst im Gespräch, das sich mit Konstruktion und Repräsentation von Angst beschäftigte und zahlreiche Zuhörer fand.